«Ich kann hier etwas bewirken»


Alberiana, erzählst du uns, wie du ins Zentrum Seewadel gekommen bist?

Alberiana: Nach meiner Lehre als Fachfrau Gesundheit habe ich im Kantonsspital Luzern die Ausbildung zur diplomierten Pflegefachfrau absolviert. Anschliessend hatte ich rund ein Jahr temporäre Stellen und war unter anderem auch im Temporärpool des Zentrums Seewadel. Schliesslich habe ich hier Ende letzten Jahres eine Festanstellung angenommen und bin nun seit Januar 2024 Gruppenleiterin auf dem ersten Stock.

 

Welche Aufgaben übernimmst du als Gruppenleiterin?

Alberiana: Ich bin zuständig für die Kontrolle der Einsatzplanung, der Rapport- und Pausenzeiten, ich führe Gespräche mit Angehörigen und habe die Tagesverantwortung für die Pflege unserer Bewohnerinnen und Bewohner. Das heisst, ich übernehme die Pflegeplanung und das Medikamentenmanagement – und ich bin natürlich auch selbst in der Pflege tätig.

 

Was ist das Schönste an deiner Arbeit?

Alberiana: Mir gefällt vor allem der soziale Kontakt mit den Menschen. Dass ich den Bewohnerinnen und Bewohnern helfen kann, gibt mir das Gefühl, hier etwas zu bewirken. Ich habe meine Lehre in einem Altersheim gemacht, wollte anschliessend etwas anderes kennenlernen und ging ins Spital. Dort hat mir aber das familiäre Ambiente gefehlt: Im Spital kommen fast täglich neue Patientinnen und Patienten, da ist es schwierig, eine Beziehung aufzubauen. Deshalb bin ich zurück ins Pflegeheim. Hier kann ich über längere Zeit mit den Bewohnerinnen und Bewohnern zusammenarbeiten – und man spürt ihre Dankbarkeit.

 

Tenzin, was hat dich dazu bewogen, deine Lehre in der Pflege zu absolvieren?

Tenzin: Während meiner Sekundarschulzeit ging ich ins Altersheim schnuppern und mir hat dieser Kontakt mit den Menschen einfach gefallen. Ich mag die Langzeitpflege, weil man die Bewohnerinnen und Bewohnern kennenlernen und sie in ihrem Alltag wirklich unterstützen kann.

 

Was ist für euch die grösste Herausforderung bei der Arbeit?

Tenzin: Herausforderungen sehe ich meistens als Möglichkeit, etwas Neues zu lernen – und das mag ich. Manchmal ist es schwierig, die Balance zu finden zwischen «Lernender sein» und gleichzeitig im Team als vollwertige Arbeitskraft zu gelten. Aber hier im Seewadel haben wir ein super Team, mit dem die Arbeit richtig Spass macht – das finde ich sehr wichtig.

Alberiana: Das stimmt, wir haben hier wirklich ein sehr gutes Team, das gerne zur Arbeit kommt. Das spüren auch die Bewohnerinnen und Bewohner, das tut ihnen gut. Das Schwierigste für mich ist es, für alle da zu sein und den verschiedenen Ansprüchen von Personal, Bewohnerinnen und Bewohnern oder Angehörigen gerecht zu werden. Aber ich trage diese Verantwortung gerne.

 

Apropos «gut tun»: Was macht ihr, damit sich die Menschen hier daheim fühlen?

Alberiana: Die Bewohnerinnen und Bewohner können ihr Zimmer so gestalten, wie sie möchten und natürlich auch ihre Sachen von zu Hause mitnehmen. In der Pflege achten wir darauf, dass alle ihre Gewohnheiten so weiterführen können, wie sie es von zu Hause kennen; das heisst, wir gehen individuell auf die Menschen ein. Dafür gibt es die standardisierte Pflegeplanung: Wenn eine Person neu eintritt, besprechen wir gemeinsam ihre Gewohnheiten oder Rituale und dokumentieren alles. Die Mitarbeitenden lesen sich anschliessend ein und können entsprechend individuell auf die Personen eingehen.

 

Wie hat sich die Arbeit in der Pflege in den letzten Jahren verändert?

Alberiana: Wenn ich zurückblicke auf meine Lehrzeit, dann hat sich insbesondere im Umgang mit den Lernenden viel verändert. Heute wird viel besser für die jungen Berufsleute geschaut, sie es bei der Diensteinteilung oder bei der Einhaltung der Ruhezeiten. Es wird darauf geachtet, dass Lernende eine solide Begleitung haben, damit sie einen guten Abschluss machen können. Ebenso hat sich die Qualität im Umgang mit den Bewohnerinnen und Bewohnern zum Guten verändert: Die standardisierte Pflegeplanung beispielsweise hilft dabei, dass sich die Menschen hier gut aufgehoben und ernst genommen fühlen.

 

Der Pflegeberuf ist kein «Nine-to-five-Job». Tenzin, wie gehst du mit den unregelmässigen Arbeitszeiten um?

Tenzin: Ich finde es nicht schlimm, am Abend oder Wochenende zu arbeiten. Dafür habe ich unter der Woche frei und das ist auch schön.

Alberiana: Auf unserer Abteilung machen wir Früh- und Spätdienste. Die Nacht übernimmt jeweils ein separates Team, in der Regel machen wir also keine Nachtdienste – ausser jemand wünscht das explizit. Bei der Arbeitsplanung versuchen wir, auf die Wünsche der Angestellten einzugehen: Wenn jemand zum Beispiel gerne Spätschichten macht, versuchen wir das zu ermöglichen; dafür gibt es andere, die lieber die Frühschichten übernehmen. Und wir achten darauf, allen Mitarbeitenden zwei bis drei freie Wochenenden pro Monat zu ermöglichen. Ausserdem können alle angeben, welche Tage sie frei haben möchten und das berücksichtigen wir wenn immer möglich.

 

Gibt es denn auch die Möglichkeit für Teilzeitarbeit?

Alberiana: Ja, wir haben viele Teilzeitangestellte. Zum Beispiel Kolleginnen und Kollegen, die Familie und Kinder haben – oder solche, die auf ihre Enkel aufpassen und immer gewisse fixe Tage frei benötigen. Das geht in der Regel recht gut.

 

Tenzin, wem würdest du die Lehre in der Pflege empfehlen?

Tenzin: Ich würde sie allen empfehlen, die beruflich soziale Begegnungen suchen und Freude daran haben, mit Menschen zu arbeiten. Gleichzeitig braucht es Interesse am Umgang mit Medizinaltechnik, also mit Spritzen, Kathetern oder ähnlichem. Ich empfinde die Lehre in der Pflege als sehr vielseitig – und man kann sich später in verschiedene Richtungen weiterbilden.

Alberiana: Das stimmt, es gibt viele Möglichkeiten. Es gibt auch von Seiten Seewadel diverse Angebote zur Weiterentwicklung. Ich konnte vor Kurzem eine mehrtägige Weiterbildung absolvieren und erhielt dafür Arbeitszeit zur Verfügung gestellt.

 

Kommen wir nochmal zurück auf euren Alltag. Alberiana, welche Fähigkeiten braucht es denn deiner Meinung nach für die Arbeit in der Pflege?

Alberiana: Allem voran sicher Empathie für andere Menschen. Und dann Geduld –, und zwar nicht nur für die Bewohnerinnen und Bewohner (lacht). Zudem benötigt man ein Flair für Organisation und für das Interdisziplinäre – wir arbeiten ja nicht nur mit den hier lebenden Menschen zusammen, sondern auch mit ganz vielen anderen Leuten im Haus und extern.

 

Zum Schluss: Tenzin, welche Lehren für dein Leben ziehst du aus deiner Arbeit mit alten Menschen?

Tenzin: Ich lerne in der Pflege sehr viel über den wertschätzenden Umgang miteinander. Und ich höre natürlich viel aus dem Leben unserer Bewohnerinnen und Bewohner, was sie alles schon erlebt haben. Wenn man offen dafür ist, kann man davon viel fürs eigene Leben mitnehmen.

Von Anfang bis Ende – mit Tenzin Bhutia


Ich schätze an meiner Lehre

den guten Umgang mit den Menschen, den wir allgemein im Haus haben. Und die Unterstützung, die ich als Lernende hier erhalte.

Von alten Menschen lerne ich ...
wie man durchs Leben geht.

Das grösste Vorurteil über alte Menschen ist ...,
dass sie den Humor der jungen Leute nicht verstehen. Das stimmt überhaupt nicht – sie verstehen uns sehr gut (lacht).

«Alt werden» bedeutet ...
alles schätzen, was man im Leben erlebt hat.

«Jung sein» heisst für mich …
jeden Moment meines Lebens möglichst bewusst geniessen.

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